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Home » E-Learning 2009 » Programm » 2. Konferenztag » Was man weiß und was man wissen sollte – Wikipedia als Quelle in Unterricht und Hochschullehre



Was man weiß und was man wissen sollte – Wikipedia als Quelle in Unterricht und Hochschullehre

Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang Coy, Humboldt-Universität zu Berlin

Diderots Encyklopédie ou Dictionaire raisonée des sciences, des arts et des métiers unternahm den Versuch, dem Gelehrten und dem breiten Publikum das Wissen der Zeit darzustellen. ›Die Enzyklopädie duldet -streng genommen- überhaupt keine Auslassungen‹ heißt es im Prospekt und des Weiteren ›Dieses Werk, so möchten wir folgern, könnte einem Berufsgelehrten als Bibliothek dienen für alle Fächer, die er nicht selbst betreibt.‹ Freilich wurde dieser maßlose Anspruch weder von den 17 Textbänden der Diderotschen Enzyklopädie noch vom wesentlich umfangreicheren 64-bändigen Zedler oder der 117-bändigen Espasa, der Enciclopedia universal ilustrada europeo-americana eingelöst. Die Konversationslexika von Brockhaus, Meyer, oder Pierer gaben sich bescheidener: Vermittelt werden sollte das gesetzte, konversationsfähige Wissen der herrschenden Meinung, nicht die die offene Diskussion streitbarer Gelehrter. Das heutige Lexikon erhebt nicht den Anspruch, wissenschaftliche Literatur an den Grenzen der Forschung zu bieten. Auch sein aktueller Netzableger, die Wikipedia, betont: ›Ziel des Enzyklopädieprojektes ist die Zusammenstellung bekannten Wissens‹ oder in der amerikanischen Version ›Wikipedia does not publish original thought: all material in Wikipedia must be attributable to a reliable, published source.‹ Die Wikipedia vertritt wie ihre lexikalischen Vorgänger das Weltbild des Bibliothekars, nicht des Forschers. ›Wikipedia dient nicht der Theoriefindung, sondern der Theoriedarstellung. In Artikeln sollen weder neue Theorien, Modelle, Konzepte oder Methoden aufgestellt, noch neue Begriffe etabliert werden. Ebenso unerwünscht sind nicht nachprüfbare Aussagen.‹

Für den Einsatz in der Lehre, der allenthalben zu beobachten ist, folgt daraus eine charmante Diskrepanz: Die Wikipedia wird mehr und mehr zum unhintergehbaren Minimalkonsenz seminaristischer Konversation - eine Herausforderung für Lehrende und Lernende gleichermaßen. Es erreicht aber aus systematischen Gründen nicht den in der universitären Ausbildung anzustrebenden Stand der Forschung. Die Wikipedia wird so zur ›Bibliothek des Faches, das die Studierenden selbst betreiben‹ verstanden. Was den Schulunterricht aktualisiert und aus äußerer Sicht beleuchtet, greift in der Hochschule zu kurz. Ein wesentliches Ziel wissenschaftlicher Ausbildung wird so verfehlt: Originalität und eigenes Denken – und es mangelt oft an Urteilsfähigkeit, dies zu begreifen. Aktuelles Ziel universitärer Bildung wäre es, den Studierenden diesen Schritt vom Rezipienten zum Forscher zu vermitteln. Consider this an opportunity!

Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang Coy ist seit 1995 Hochschullehrer an der Humboldt-Universität zu Berlin und leitet im Institut für Informatik die Arbeitsgruppe "Informatik in Bildung und Gesellschaft." Nach seinem Abschluss als Diplomingenieur der Mathematik promovierte er in Informatik. Im Anschluss übte er verschiedene wissenschaftliche Tätigkeiten unter anderem an den Universitäten Dortmund und Paris VI aus, bis er 1979 eine Professur für Informatik an der Universität Bremen übernahm. Seine Forschungen bewegen sich in den Gebieten Digitale Medien, Informatik und Gesellschaft, Theorie der Informatik, Sozial- und Kulturgeschichte der Informatik und zu philosophischen und theoretischen Fragen der Informatik. Wolfgang Coy ist Fellow der Gesellschaft für Informatik, deutscher Delegierter in der Sektion Computers and Society der International Federation for Information Processing,  Vorsitzender der zentralen Medienkommission der Humboldt-Universität und stellvertretender Direktor des Hermann v. Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik.


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Stand: 05.08.2009

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